Was will Katniss Everdeen eigentlich in „Die Tribute von Panem: Mockingjay – Teil 2“ erreichen? Das ist eine Frage, die sich keiner, am allerwenigsten Katniss selbst in Suzanne Collins’ auflagenstarker Jugendbuch-Reihe „The Hunger Games – Die Tribute von Panem“ stellt. Auch in den umsatzstarken Hollywood-Adaptionen der Romane erscheint Katniss als Protagonistin oft hin- und hergerissen zwischen den Rollen, die sie in ihrer Familie, in ihren romantischen Bindungen und in den politischen Machtkämpfen rund um das diktatorische Kapitol und den daran angeschlossenen Distrikten zu spielen hat. Das und noch viel mehr macht Katniss so anstrengend.
Katniss Everdeen in „Die Tribute von Panem: Mockingjay – Teil 2“: Zwischen allen Stühlen
Zwar setzt sich die junge Bogenschützin Katniss körperlich und mental immer wieder gegen ihre Gegner durch. In ihrer Entscheidungsfindung ist sie aber nicht viel besser als frühere Protagonistinnen konventioneller Dreiecksromanzen wie etwa Scarlett O’Hara aus Margaret Mitchells „Vom Winde verweht.“ Doch anders als bei Scarlett fiebert man beim Finale von Katniss’ Kampf gegen die patriarchalischen Strukturen ihrer Lebenswelt und dem Ende ihrer romantischen Entscheidungsfindung nicht so recht mit. Entsprechend unaufregend und enttäuschend ist „Die Tribute von Panem: Mockingjay – Teil 2“.
Katniss Everdeen steht in den Büchern und Filmen wiederholt zwischen zwei jungen Männern, für die sie je nach Handlungsentwicklung unterschiedlich viel empfindet. Da ist einmal der sensible Bäckerssohn Peeta Mellark (im Film gespielt von Josh Hutcherson), dem Katniss das Überleben ihrer verarmten Familie verdankt, und dann Gale Hawthorne (Liam Hemsworth), mit dem sie auf die illegale Jagd nach Futter für ihre Familien in den Wäldern von Distrikt 12 geht.
Die Frage, welchen Lebenspartner die Heldin erwählen wird, hat bereits viele solcher Seriengeschichten (wie etwa vor einigen Jahren die deutsche Hauptstadt-Soap „Verliebt in Berlin“) angefeuert. Nur warum müssen ihre Optionen Gale und Peeta nur so milchbubig und langweilig sein?
Blutige, aber wenig aufregende Revolution in „Mockingjay“
Dass wir trotz der fahrigen Gestaltung von Katniss Anteil an ihrem Schicksal nehmen, verdanken wir ihrer Darstellerin, der jungen Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence (2012 für „Silver Linings Playbook“). Über vier Filme steht sie mal verzweifelt, mal grimmig ihrem Schicksal entgegen.
Wir werden Zeuge ihrer Instrumentalisierung durch unterschiedliche Interessengruppen. Am deutlichsten geschieht das durch Kapitol-Präsident Snow (ein weißbärtiger, dämonisch grinsender Donald Sutherland) zur Manipulation der Massen vor den Fernsehern und dann durch die Anführer der Rebellen (Julianne Moore und Philip Seymour Hoffman) als attraktive Gallionsfigur einer blutigen Revolution.
Diese Revolution spielt sich über die zwei „Mockingjay“-Filme ab, die als Basis das dritte und letzte Buch der „Panem“-Reihe nehmen und die magere Handlung des Abschlussromans so straff über die Länge von zwei Filme spannen, dass der erste Teil als langatmiger, redseliger Prolog über die Funktionsweise politischer Praganda daherkommt und der zweite Teil als düsterer Guerilla-Kriegsfilm mit vielen beliebig aneinander gereihten Actionszenen.
Was „Die Tribute von Panem: Mockingjay“ hätte sein können
In seinen besten Momenten erinnert „Die Tribute von Panem: Mockingjay Teil 2“, der mit 4,5 Millionen deutschen Kinobesuchern erfolgreichste, aber im direkten Vergleich mit den vorangegangenen Filmen am wenigsten ansprechende Teil der Saga, an den Nervenkitzel der ersten zwei Filme. Dort dienten die Hungerspiele noch als Plattform für eine aufregende Überblendung von perverser Massenunterhaltung, aggressiver Medienkritik und ernüchternder Dystopie.
Sie reflektierten darüber hinaus noch über die brutale Kommerzialisierung von Körper, Geist und Persönlichkeit einer ganzen Generation junger Menschen in unser heutigen, mitteilungsfreudigen Medienwelt. In „Mockingjay – Teil 2“ sind diese Jugendlichen dann nur noch Kanonenfutter für den Machtkampf grauhaariger Politiker. Das sind faszinierende Aspekte der „Hunger Games“-Saga, die aber leider zunehmend verschwimmen im eindimensionalen, tristen Spektakel der Filme.
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