Nach dem Hype um das wiederaufgelegte Nokia 3310 (hier geht es zum futurezone-Test) kam Mitte Juni die nächste Meldung für Retro-Fans: Hardware-Hersteller Atari kündigte an, wieder an einer Spielekonsole zu arbeiten – der „Atari Box“. CEO Fred Chesnais hatte das Unternehmen 2013 gekauft und damit vor der Pleite gerettet. Nun will er offenbar den Trend zum Retro-Gaming mitmachen, zu dem auch Nintendo mit der Neuauflage seiner NES Classic beigetragen hat.
Schauen wir aus gegebenem Anlass einmal zurück ins Jahr 1972: Zu den ersten Videospielen, die populär wurden, gehörte das von Atari entwickelte Tischtennisspiel „Pong“, das in jenem Jahr veröffentlicht wurde. Der Begrif „Ping Pong“ war im Übrigen bereits urheberrechtlich geschützt, deshalb nur „Pong“. Das Spiel lief auf Arcade-Automaten in Spielhallen derart erfolgreich, dass Atari im Sommer 1975 auf der Consumer Electronics Show (CES) eine Heimversion vorstellte, die im Weihnachtsgeschäft desselben Jahres ebenfalls Erfolg hatte.
Konkurrenz durch mobiles Gaming
Und jetzt zum Wesentlichen: 1977 brachte das Unternehmen mit der „Atari 2600“ (auch „Atari VCS“) die erste Videospielkonsole für den Massenmarkt heraus. Doch erst im Weihnachtsgeschäft des Jahres 1979 wurde sie zum Verkaufsschlager, unter anderem mit den Spielen „Pac-Man“, „Space Invaders“ und „E.T.“. „Pac Man“ wurde zum meistverkauften Atari-2600-Videospiel weltweit (das meistverkaufte Game überhaupt ist übrigens „Tetris“).
1979 war die „Atari 2600“ mit einer RAM-Größe von 128 Bit allerdings bereits veraltet. Die schlechte Qualität der Spiele, die Überproduktion von Spielemodulen sowie der Zusammenbruch der Videospielindustrie 1983 bis 1985 führte schließlich dazu, dass der einstmalige Branchenpionier und Marktführer Atari fast in den Ruin getrieben wurde. Zudem brachte Wettbewerber Nintendo mit der Veröffentlichung des Game Boys 1989 Video-Games von den Spielhallen und dem Wohnzimmer auf die Straße. Der japanische Konzern baute sich damit ein milliardenschweres Geschäft auf.
Der Niedergang von Atari
Nach einer Aufspaltung der Atari Inc. in zwei Firmen, brachte das Spielkonsolen- und Heimcomputer-Segment noch zwei weitere Generationen der Konsolen heraus. Keine konnte jedoch an den anfänglichen Erfolg anknüpfen. Wiederbelebt wurde die Marke erst Ende der 1990er Jahre: Für fünf Millionen US-Dollar gingen 1998 die verbliebenen Rechte an Ataris Software, Hardware und der Marke Atari selbst an eine Tochtergesellschaft des Spielekonzerns Hasbro, der, selbst finanziell schwer angeschlagen, an den französischen Computerspielehersteller Infogrames veräußert wurde.
„E.T.“-Kopien und die Hoffnung auf ein Comeback
Erst 2005 knüpfte das neue Atari mit der Retro-Spielkonsole „Atari Flashback“ noch einmal an seine Hardware-Tradition an. Nach etlichen Umstrukturierungen will genau das auch der neue Inhaber und CEO Chesnais versuchen.
Und damit zurück in die Gegenwart: 2014 fanden „E.T.“-Fans auf einer Müllhalde im US-Staat New Mexico Kopien des über 30 Jahre alten „E.T.“-Spiels von Atari. Da das Produkt in den 80ern floppte, blieb der Hersteller auf dem größten Teil der Auflage sitzen. Tausende Kopien seien in einer Wüstendeponie verbuddelt worden, hieß es über Jahre hinweg in Branchenkreisen. „Wir sind zurück im Geschäft“, verkündete CEO Chesnais zur neuen „Atari Box“. Ob Atari an den gegenwärtigen Erfolg des Retro-Gamings anknüpfen kann?
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