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Was ist ein Nerd?

„Das ist so ein Nerd“, hast du vermutlich schon einmal gehört. Solche Aussagen können Bewunderung oder Belustigung meinen. Hier erfährst du, was ein Nerd ist und wie du den Begriff richtig nutzt.

Mann mit Brille und komischen Gesicht
Was ist ein Nerd? So könnte er aussehen. © imago images / Wavebreak Media Ltd

Von der Rache der Nerds sprechen Menschen spätestens seit den 1990er Jahren, als Software- und Computerpioniere wie Steve Jobs und Bill Gates das digitale Zeitalter einläuteten. Der Begriff ist spätestens seit der Sitcom „The Big Bang Theory“ auch in der Populärkultur angekommen. Vom liebenswürdigen Tollpatsch bis zum eigenbrötlerischen Genie ist alles dabei, aber was ist ein Nerd?

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Was ist ein Nerd? Ursprung des Begriffs

Der Ursprung des Wortes ist nicht ganz geklärt und es ranken sich einige Mutmaßungen darüber, wie er entstanden sein könnte. Die frühste Erwähnung könnte auf ein dadaistischen Gedicht des US-amerikanischen Lyrikers Dr. Seuss zurückgehen. In seinem Gedicht „If I ran the zoo“ bewohnt der Nerd einen Zoo.

Eine andere Entstehungsgeschichte ist weniger „nerdig“ und beschreibt das Wort als eine buchstäbliche Umkehrung des Wortes „drunk“. Liest du das Wort rückwärt, kommt „knurd“ raus und der Legende nach entstand daraus das Wort Nerd.

Gerade diese zweite Erklärung klingt im Sinne der Wortbedeutung durchaus plausibel, denn wer betrunken ist, kann nicht wach oder bei vollem Bewusstsein sein. Und genau diese Attribute werden dem Nerd zugeschrieben: gesund, wach, bestenfalls mit einer Alkoholunverträglichkeit gesegnet und sehr intelligent.

Es gibt Unterschiede

Schaust du ins Oxford Dictionary zeigen sich andere Bedeutungen, die das Erscheinungsbild des Nerds verhandeln. Demnach beschreibt das Wort eine Person, die sich unmodisch kleidet, in geselligen Situationen unbeholfen wirkt und langweilig ist.

Zugegeben, solche Attribute möchte niemand gerne zugeschrieben bekommen, aber diese Definition beschreibt lediglich einen Aspekt. Auch im Oxford Dictionary vertreten ist die Annahme, dass den Nerd sein Interesse für Computer beschreibt. Und mehr noch als das ist eine solche Person naturwissenschaftlich begabt.

Die berühmtesten Vertreter dieser Gruppe wären demnach Steve Jobs, Bill Gates oder Apple-Mitbegründer Steve Wozniak. Letzterer bekam sogar in „The Big Bang Theorie“ einen Gastauftritt.

Jeder kann ein Nerd sein

Der Duden fügt dem noch hinzu, dass ein Nerd ein besonderes Interesse an einem Thema hegt, in das die so bezeichnete Person viel Zeit investiert. Im Deutschen gibt es dafür auch einen anderen Begriff: Fachidiot. Auch das ist wieder negativ konnotiert, und trotzdem muss das kein Makel sein.

In unserer sehr komplex organisierten Gesellschaft gibt es immer mehr Spezialist:innen. Dieser Erklärung nach ist also irgendwie jede:r von uns ein waschechter Nerd. Im Prinzip darf die Frage erlaubt sein, ob damit nicht einfach auch Wissenschaftler:innen gemeint sind, die für ihre Aufgabe brennen. Dann könnte die abschätzige Verwendung des Begriffs auch eine Form des Antiintellektualismus darstellen.

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Steve Wozniak zu Gast in der US-amerikanischen Sitcom „The Big Bang Theorie“

Weiß, männlich, Nerd

Der Nerd wird noch immer mit dem männlichen Geschlecht gleichgesetzt. Vermutlich findet sich dafür auch deshalb keine weibliche Bezeichnung. Demnach ist ein solcher Mensch meistens eine blasse Erscheinung vor einem großen Bildschirm, ein junger und in manchen Belangen unerfahrener Zeitgenosse. Wie nerd-geekly schreibt, liegt das nicht zuletzt an der medialen Bearbeitung des Themas.

Ein von nerd-geekly genanntes Beispiel ist die TV-Show „The Beauty and the Nerd“ des Privatsenders ProSieben. Vor allem in den ersten Staffeln wurden Nerds als computer-affine Einzelgänger beschrieben und bewusst so in Szene gesetzt.

Nerds sind demnach auch eine Eigenproduktion eben jener, die von dem Bild des intelligenten Einzelgängers profitieren. Das führt jedoch auch zu Problemen ganz anderer Art. An den Universitäten studieren weitaus mehr Männer Informatik als Frauen, obwohl Coding in den goldenen Anfängen der Informatik im Laufe der 1960er Jahre fast nur durch Frauen vorangetrieben wurde.

Wie die Journalistin Emily Chang zeigt, führt das an ganz anderer Stelle, dem sagenumwobenen „Silcon Valley“, zu großen Verwerfungen. Die Personalstruktur des Valleys ist darauf ausgelegt ein männlich dominiertes Verständnis vom Nerd als sozial unbeholfenen Einzelgänger eher zu fördern, anstatt es zu reformieren. So entsteht bei den Tech-Giganten eine Arbeitsatmosphäre, in der auch sexuelle Übergriffe keine Seltenheit sind.

Immer schön nerdy bleiben

Der Nerd oder die Nerdin von heute trägt keine Hornbrille mehr, sondern findet sich in vielen spezialisierten Berufsbildern wider. Dass solche Menschen generell ein geringes Maß an sozialer Intelligenz besitzen, ist von der Wissenschaft nicht belegt.

Wenn ein:e Freund:in also das nächste Mal ihre ganze Begeisterung für ein Thema mit dir teilt, dann solltest du den Begriff als eine Form der Anerkennung verwenden. Und falls du in einem geistreichen Schlagabtausch gegenüber deinen Nerd-Freund:innen brillieren möchtest, erklären wir dir in einem anderen Beitrag auch das Wort „Touché„.

Quellen: boxcryptor, Duden, Oxford Dictionary, nerd-geekly, YouTube | LosInklings

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