Mehr als zwei Monate ist es nun her, dass Russlands Truppen von Norden, Osten und Süden aus in die Ukraine eingefallen sind. Bomben und Raketen trafen belebte Städte des Landes und neben militärischen Zielen fielen vor allem große Teile der ukrainischen Zivilbevölkerung den russischen Angriffen zum Opfer. Auch der Cyberspace bleibt vom Ukraine-Krieg nicht verschont.
Ukraine-Krieg: Experte warnt vor „Cybervergeltungsschlag“
Der russischstämmige US-amerikanische Unternehmer Dmitri Alperovitch ist einer von unzähligen Menschen, die die Lage in der Ukraine gebannt verfolgen. Sein Fachgebiet liegt aber vor allem in der Cybersicherheit – und damit auch bei vom russischen Staat finanzierten und geschützten Hackinggruppen wie APT28, der sogenannten Sofacy Group. Bezüglich eines ernsten Angriffs auf den Westen befinde er sich wie viele andere derzeit „in einer Art Abwartemodus“.
Die russische Führung hoffe, „dass sie mit dem Abschluss ihrer großen Offensiven […] eine Art Abkommen wird aushandeln können“, erklärt Alperovitch im Spiegel-Interview. Auf diese Weise wolle Russlands Präsident Wladimir Putin die harten Sanktionen, die im Zuge des Ukraine-Kriegs erfolgten, verringern. Dem Unternehmer zufolge täusche sich Putin damit aber. Werde das der Führung klar, „könnte das der Zeitpunkt sein, an dem sie sich für einen Cybervergeltungsschlag gegen den Westen entscheidet“.
Als Antwort auf eine solch massive Operation gegen den Westen, könne dieser beispielsweise mit einer kompletten Abkoppelung Russlands vom Internet reagieren. Das schlug Alperovitch bereits Mitte April im Gespräch mit der Washington Post vor.
Machtdemonstration im Cyberspace
Gemeinsam mit dem Politikwissenschaftler Samuel Charap habe er eine Art Machtdemonstration im Sinn. Denkbar wäre, „Russland zu demonstrieren, dass wir seine Wirtschaft notfalls absolut ruinieren können, indem wir das Land vom Internet abschneiden“. Daher solle diese Abkopplung auch nur von kurzer Dauer sein.
„Das wäre eine sehr deutliche Botschaft, denn Russland ist, wie heute alle Länder, eine hochdigitalisierte Wirtschaft, und ein solcher Schritt würde jeden Sektor betreffen, von den Medien bis zur Verwaltung, von der Energie bis zum Finanzwesen. Wir denken also nicht an eine Bestrafung, sondern an ein Warnsignal, das dem Kreml sicher nicht entgehen würde.“
Dmitri Alperovitch
Auch lose hacktivistische Kollektive wie Anonymous beteiligen sich schon seit erster Stunde am Ukraine-Krieg. Gruppierungen legten Sender des Staatsfernsehens lahm, attackierten die russische Zentralbank und sogar die Sicherheitskameras des Kreml. Zunächst bleibt abzuwarten, ob und inwiefern die Lage in Zukunft weiter eskalieren wird.
Quellen: Der Spiegel; The Washington Post
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.