Im Verlauf des russo-ukrainischen Kriegs hat Anonymous bereits zahlreiche Webseiten und Datenbanken russischer Regierungsbehörden attackiert. Auch leakten Mitglieder des Hacking-Kollektivs persönliche Informationen russischer Soldatinnen und Soldaten. Ähnliches soll nun in Folge der durch Präsident Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung geschehen sein.
Anonymous: Leak zeigt angeblich Passdaten
Dadurch, dass es sich bei Anonymous um einen recht losen Zusammenschluss aus Aktivistinnen und Aktivisten handelt, lässt sich nicht immer eindeutig nachvollziehen, ob ein Leak der Wahrheit entspricht oder nicht. So verhält es sich auch mit einer „Rekrutierungsdatenbank“, die das Kollektiv im Laufe der Woche via Telegram veröffentlicht haben soll.
Sie soll meduza zufolge die Passdaten von mehr als 305.000 Russinnen und Russen enthalten, die „in erster Instanz“ mobilisiert würden. Bislang ist die Echtzeit dieser Informationen nicht bestätigt, von russischer Seite aber wird sie dementiert. So erklärt das Verteidigungsministerium, es handele sich bei der Datenbank um eine „Fälschung“.
„Die Wahrheit: Die Datenbank wird aus mehreren öffentlichen Datenbanken zusammengestellt und hat nichts mit dem Verteidigungsministerium zu tun“, heißt es auf dem hauseigenen Telegram-Kanal. „So fand ein Nutzer ein Hotel in einer anderen Stadt, in dem er seine Mahlzeiten bestellte, als seinen Wohnsitz. Ein anderer Nutzer fand Daten, die er eingereicht hatte, als er vor einigen Jahren bei McDonalds beschäftigt war – sein Pass hat sich inzwischen geändert.“
„Technisch völlig unmöglich“?
Aufgrund der Undurchsichtigkeit vieler Cybergefechte auf der einen Seite und der russischen Propagandakampagnen auf der anderen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welche Information nun tatsächlich der Wahrheit entspricht.
In Reaktion auf einen Tweet von Ruslan Leviev, dem Gründer des Conflict Intelligence Team, meint ein Nutzer sogar, ein solches Leak sei „technisch völlig unmöglich“. Zumindest das lässt sich ausschließen. Immerhin muss auch die Regierung des Landes, den Einzug der Reservistinnen und Reservisten auf irgendeine Weise – höchstwahrscheinlich mittels digitaler Listen – bewerkstelligen.
Doch startete Anonymous im Laufe der vergangenen Monate auch Aktionen, deren Echtheit sich nicht von der Hand weisen lässt. So hackten Aktivistinnen und Aktivisten erst jüngst den Taxi-Service des Unternehmens Yandex und sorgten damit für Chaos in der Moskauer Innenstadt. Zudem legte das Kollektiv nun die Webseite der iranischen Zentralbank lahm.
Quellen: meduza; Russisches Verteidigungsministerium; Twitter/@RuslanLeviev
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