Zur Ferien- und Hauptreisezeit im Sommer drohen auch in diesem Jahr auf vielen Autobahnen wieder endlose Staus. Das Bundesamt für Strassen (Astra) in der Schweiz will dies in Zukunft verhindern und arbeitet deshalb an einer bahnbrechenden Erfindung.
Autobahn: Astra-Bridge statt Sperrung
Konkret hat es sich dabei um eine Autobahnbrücke namens Astra-Bridge. Die Konstruktion erlaubt es, dass Bauarbeiten durchgeführt werden können, ohne dabei Spuren schließen zu müssen und so den Verkehr zu beinträchtigen. In der Nacht wird die Brücke, die auf Rädern steht, dann mit 0,5 Kilometern pro Stunde weitergefahren. So kann am nächsten Tag bereits am nächsten Abschnitt gearbeitet werden.
Was zunächst fast zu schön um wahr zu sein klingt, wird in der Praxis dabei jedoch bereits erprobt. So schreibt die Neue Zürcher Zeitung: „Die weltweit einzigartige Astra-Bridge steht auf der A 1 im Einsatz.“ Und führt weiter aus: „Oben donnert die halbe Autoschweiz darüber, unten schuften die Arbeiter.“
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Brücke verbessert Arbeitsbedingungen
Doch das Projekt hat auch einen entscheidenden Nachteil, denn Bauarbeiten könnten sich damit noch weiter verzögern. Wie die Zeitung berichtet, werden so nur hundert Meter pro Tag auf der A-1-Baustelle im Kanton Solothurn geschafft. Und damit nur halb so viel, wie erreichet werden würden, wenn der Abschnitt einfach gesperrt würde.
Der Vorteil ist, dass mit der Astra-Bridge kaum in der Nacht gearbeitet werden muss und so die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert werden. Das sehen wohl auch die Baufirmen so. Für die Ausschreibung der Arbeiten unter der Astra-Bridge seien fünf Angebote von Baufirmen eingetroffen, erklärt Projektleiter Jürg Merian. Das sei deutlich mehr als bei einer gewöhnlichen Ausschreibung für eine Autobahnbaustelle. Für Arbeiten in der Nacht sei es teilweise schwierig, überhaupt eine Baufirma zu gewinnen.
Auch für die Autofahrer*innen sei die Erfindung komfortabel. Dies liegt an mehreren Überarbeitungen in den letzten beiden Jahren. Denn bei ihrem ersten Einsatz in 2022 scheiterte die Brücke kläglich. Damals war es zu kilometerlangen Rückstaus vor der Astra-Bridge auf der A 1 gekommen. Der Grund: Die Rampe war zu steil angesetzt. Manche Fahrer*innen bremsten manchmal bis zum Stillstand ab, bevor sie sich auf die Rampe wagten.
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Erster Einsatz war ein Desaster
Gerade erst ein Viertel der geplanten Bauarbeiten war abgeschlossen, da musste die mobile Brücke auf Druck der Öffentlichkeit wieder abgebaut werden. Daraufhin wurde die Anfangssteigung drastisch von 6,1 Prozent auf 1,25 Prozent gesenkt und die Rampe beidseitig um zehn Meter verlängert. So lasse sich diese nun mit den signalisierten 60 Kilometern pro Stunde problemlos hochfahren, wie die Zeitung erklärt.
Der Einsatz der Astra-Bridge auf der Autobahn in Fahrtrichtung Zürich soll noch bis zum 17. August andauern. Trotzdem ist die Zukunft der innovativen Brücke noch ungewiss. Auch Projektleiter Merian betonte, dass es sich dabei nach wie vor noch um einen Pilotprojekt handle. Allerdings gehe er davon aus, dass wenn bis im August alles gut läuft, die Astra-Bridge weitere Einsätze erhält. So soll bereits geprüft werden, wo sie als nächstes stehen soll.
Auch andere Länder wie Norwegen und auch Deutschland zeigten bereits Interesse an dem Konzept. Da es aktuell kein aktives Patent mehr gibt, könnten nämlich andere Unternehmen in Zukunft ebenfalls an der Umsetzung einer ähnlichen Konstruktion arbeiten, wie EFAHRER.com berichtet. So könnte die mobile Brücke wohlmöglich bald auch auf deutschen Autobahnen zum Einsatz kommen.
Quelle: Neue Zürcher Zeitung, EFAHRER.com
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