Am 13. Januar werden die Oscar-Nominierungen für die Oscars 2020 bekannt gegeben. Hoffnungen auf den Oscar für den besten Film dürfen sich dieses Jahr so unterschiedliche Spielfilme wie Quentin Tarantinos‘ Hollywood-Hommage „Once Upon a Time in Hollywood“, Sam Mendes‘ Kriegsabenteuer „1917“, Noah Baumbachs Ehedrama „Marriage Story“ und Martin Scorseses Gangsterdrama „The Irishman“ machen. Leise geworden ist es dagegen um den kommerziell erfolgreichsten Film aller Zeiten, um „Avengers 4: Endgame“ von Anthony und Joe Russo. Trotzdem wagt Marvel eine eher peinliche Oscar-Kampagne.
Oscars 2020: Warum wird „Avengers 4: Endgame“ nicht für den besten Film nominiert?
Ryan Coogler machte es vor mit „Black Panther“. Nachdem es Christopher Nolans „The Dark Knight“ 2012 trotz viel Kritikerzuspruch nicht unter die Nominierten für den besten Film des Jahres schaffte, war es der Marvel-Film über den König von Wakanda, der es als erster Superhelden-Film auf die Liste schaffte. Am Ende gewann „Green Book“. Aber alleine dadurch, dass der Marvel-Film nominiert wurde, schalteten deutlich mehr Zuschauer ein und das Superhelden-Genre erhielt endlich seine Legitimation. Kann Marvel diesen Sensationserfolg bei den Oscars 2020 wiederholen?
Wie steht es aber um die tatsächlichen Chancen von „Avengers 4: Endgame“? Schließlich handelt es sich bei dem großen Finale der Infinity-Saga um den krönenden Abschluss aller bis dahin erschienenen Marvel-Filme. Und Kritiker feierten ihn beinahe genauso wie das Publikum, das ihn zum größten Kassenerfolg der Filmgeschichte machte. Aber trotz aller Voraussetzungen stehen die Chancen bei den Oscars 2020 aktuell eher schlecht.
Marvel verkauft „Avengers 4: Endgame“ ganz falsch bei den Oscars
Marvel hat bereits Millionen in die Oscar-Kampagne für „Avengers 4: Endgame“ investiert. Viel mehr Chancen auf einen Platz unter den Nominierten für den besten Film bei den Oscars 2020 hat aber aktuell eher die DC-Konkurrenz mit dem Überraschungserfolg „Joker“. Der war nicht so erfolgreich an der Kinokasse wie „Avengers 4“ und wurde auch nicht von allen geliebt, aber er beherrschte die kulturellen Debatten mehr als der Marvel-Film. Und Hauptdarsteller Joaquin Phoenix hat die besten Chancen auf den Haupdarsteller-Oscar, was seinem Film noch mehr Sichtbarkeit unter den Stimmberechtigten verleiht. In den bisherigen Preisverleihungen der Filmindustrie machte „Avengers 4“ bislang auch keinen Stich, im Gegenteil zu „Joker“.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Marvel seinen Triumph „Avengers 4“ ganz falsch verkauft. Wirft man einen Blick auf das Werbematerial, mit dem sie in den Branchenblättern unter den Oscar-Wahlberechtigten Stimmung für ihren Film machen, dann sieht es ganz so aus, als wollten sie ein knallbuntes, spaßiges Sci-Fi-Fantasy-Abenteuer als eher dröges, seriöses Endzeit-Drama über Familie und Freunde in Trauer verkaufen. Aber seht selbst:
James Gunn plant für den Marvel-Film „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ ein spektakuläres Finale. Darum sind die DC-Filme immer etwas schlechter als die Marvel-Filme. Das erwartet dich ab 2020 in der 4. Phase des Marvel Cinematic Universe.