Das Pechtropfenexperiment ist ein besonders wunderlicher, wissenschaftlicher Langzeitversuch der Universität von Queensland, der das Tropfverhalten sowie die Viskosität der teerartigen und zähen Substanz Pech untersucht, die augenscheinlich zunächst als Feststoff erscheint. Doch die Substanz fließt und die Tropfen träufeln, allerdings so schleppend, dass dich die geringe Anzahl der bislang gefallenen Spritzer verblüffen wird.
Pechtropfenexperiment: Dieser Versuch ist beeindruckend & gleichzeitig ziemlich langweilig
Im Jahr 1927 begann Thomas Parnell, der damalige Leiter des physikalischen Instituts der Universität im australischen Brisbane, mit den Vorbereitungen des Pechtropfenexperiments. Pech, ein Abfallprodukt der Erdöl- und Kohleverarbeitung, erscheint bei Zimmertemperatur eingangs als ein superzäher, steinharter Feststoff, der früher benutzt wurde, um Fackeln herzustellen oder Schiffe abzudichten.
Doch der erste Eindruck täuscht, der Stoff kann sich tatsächlich verflüssigen – zumindest, wenn man ein ordentliches Maß an Geduld mitbringt, so etwa ein paar Jahrzehnte. Denn: Pech ist ungefähr einhundert millionenfach zähflüssiger als Wasser.
Parnell wollte beweisen, dass Pech fließen kann. Augrund dessen goss der Wissenschaftler erwärmtes Pech in einen unten verschlossenen Trichter und ließ dem Stoff drei Jahre Zeit, sich zu setzen. Im Jahr 1930 wurde der Trichter geöffnet, das Pech floss erstmalig. Allerdings sollten weitere acht Jahre vergehen, bis 1938 der erste Tropfen den Boden berührte. In den vergangenen 93 Jahren träufelten somit lediglich neun Tropfen auf den Boden des Versuchsbehälters, die Abstände zwischen den einzelnen Tropfen nahmen mit der Zeit jedoch ab. Der neunte Tropfen fiel im April 2014.
Der Versuch gilt als das am längsten andauernde Laborexperiment der Welt
Das Experiment findet nicht unter kontrollierten Bedingungen statt. Insbesondere Temperaturschwankungen über die Jahrzehnte nahmen einen starken Einfluß auf die Tropfenfolge, auch die Installation einer Klimaanlage brachte das Experiment in den vergangenen Jahren durcheinander. So löste sich der Tropfen des Jahres 2000 nicht im Sommer, sondern unerwartet im Winter ab. Er war außerdem so groß, dass der Raum zwischen Trichter und Becherglas nicht ausreichte, um ihn aufzufangen.
Der mittlerweile ebenfalls verstorbene John Mainstone, der das Pechtropfenexperiment seit dem Tod Parnells fortführte, entschied sich gegen ein Trennen der einzelnen, immer größeren werdenden Tropfen und demnach gegen ein Eingreifen in den Versuch, der im Jahr 2003 offiziell als das am längsten andauernde Laborexperiment der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde. Weiterhin wurde der Versuch mit dem sogenannten Ig-Nobel-Prize ausgezeichnet, einer Art „Anti-Nobelpreis“, den die Harvard-Universität für besonders skurrile Forschung vergibt.
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