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Coronavirus-Verlauf: Bahnbrechende Studie lüftet Geheimnis um schwere Fälle

Einen schweren Coronavirus-Verlauf vorherzusagen schien bislang schier unmöglich. Eine neue Entdeckung könnte das nun ändern.

Ärztin hält Blutprobe mit der Aufschrift "Coronavirus" in die Luft
Ein schwerer Coronavirus-Verlauf könnte auf ein bestimmtes Indiz zurückzuführen sein. Foto: iStock.com/Samara Heisz

Seit Anfang 2020 reißt das Coronavirus (Covid-19) tiefe Gräben in unser aller Alltag. Die eigene Vorsicht sowie gesetzliche Maßnahmen haben in den vergangenen Monaten für einen gewaltigen Wandel gesorgt. Dafür ist jedoch nicht nur die schnelle Übertragung des SARS-CoV-2-Erregers verantwortlich. Denn auch schwere Fälle der Erkrankung spielen eine wichtige Rolle. Einen solchen Coronavirus-Verlauf will wohl keiner erleben.

Coronavirus-Verlauf: Bahnbrechende Studie lüftet Geheimnis um schwere Fälle

Coronavirus-Verlauf: Bahnbrechende Studie lüftet Geheimnis um schwere Fälle

Einen schweren Coronavirus-Verlauf vorherzusagen schien bislang schier unmöglich. Eine neue Entdeckung könnte das nun ändern.

Schwerer Coronavirus-Verlauf: So kommt er zustande

„Wir sehen einige verrückte Dinge, die in verschiedenen Stadien der Infektion auftauchen“, zitiert der Chicago Tribune die Immunologin Akiko Iwasaki von der Universität Yale. Sie leitet mitunter eine neue Studie zum Coronavirus-Verlauf. Teams wie das ihre beginnen, eines der komplexesten biologischen Rätsel der Pandemie zu entwirren: Warum erkranken manche Menschen schwer, während andere schnell genesen?

Statt den gefährlichen Erreger gezielt zu bekämpfen scheinen die Immunsysteme einiger Menschen eine Art Selbstzerstörung einzuleiten. Da die Körper dieser Infizierten nicht in der Lage sind, die richtigen Zellen und Moleküle zur Abwehr des Virus zu mobilisieren, schießen sie stattdessen ein ganzes Waffenarsenal ab, das mitunter auch gesundes Gewebe in Mitleidenschaft ziehen kann.

Viele dieser Fälle wurden untersucht und haben zu Ergebnissen geführt, die künftig dazu beitragen könnten, schwere Coronavirus-Verläufe zu prognostizieren und ihnen entgegenzuwirken.

Immunsysteme zeigen „verrückte“ Reaktionen

„Viele dieser Daten sagen uns, dass wir in diesem Prozess ziemlich früh handeln müssen“, erklärt John Wherry, ein Immunologe der Universität von Pennsylvania. Wenn weitere Ergebnisse herauskämen, könnten Forscher möglicherweise damit beginnen, ihre Hypothese zu testen, dass „wir den Krankheitsverlauf verändern können“.

Die Immunreaktion jener Menschen, die einen schweren Coronavirus-Verlauf erleiden ist es, was den Forschern am meisten Sorge bereitet. Konkret lassen sich die Reaktionen des menschlichen Immunsystems nämlich in drei wesentliche Typen unterteilen:

  • Typ 1 dient dazu, Viren und bestimmte Bakterien, die in unsere Zellen eindringen, zu bekämpfen
  • Typ 2 richtet sich gegen Parasiten wie beispielsweise Würmer
  • Typ 3 kommt zum Einsatz, wenn Pilze oder Bakterien, die auch außerhalb von Zellen überleben können, den Körper befallen

Während die Immunsysteme „normaler“ Corona-Patienten auf den SARS-CoV-2-Erreger Typ 1-Reaktionen zeigen, überrascht die Immunantwort bei einer Vielzahl der schweren Coronavirus-Verläufe. So scheinen die Immunsysteme der Infizierten ihre Ressourcen bei diesen Fällen vorrangig in Typ 2- und Typ 3-Reaktionen zu investieren, was Iwasaki zufolge „verrückt“ sei. „Soweit wir wissen, handelt es sich nicht um einen Parasiten“, erklärt die Imunologin.

Indizien ermöglichen Maßnahmen

„Es ist ein Rätsel“, stellt auch Avery August von der Cornell-Universität fest. Diese Menschen hätten eine rasende Immunreaktion, aber das Virus vermehre sich weiter. Die Herausforderung bestehe darin, „zu versuchen, die Antwort abzuschwächen, ohne sie vollständig zu unterdrücken, und die richtigen Arten von Antworten zu erhalten. Es ist schwierig, das fein abzustimmen“.

Es bleibt abzuwarten, ob es den Forschern tatsächlich gelingen wird, die verwirrenden Immunreaktionen zur Entwicklung einer neuen Behandlungsmethode zu nutzen. Bislang gibt es immerhin einige Studien, die hoffen lassen, dass ein schwerer Coronavirus-Verlauf bald keine deiner Sorgen mehr sein muss. So ist nicht nur das Coronavirus-Medikament Remdesivir erfolgreich im Einsatz, sondern auch die Zulassung der ersten Coronavirus-Impfstoffe bis Ende 2020 in Aussicht.

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