Seit Jahrzehnten schon untersuchen Wissenschaftler:innen die Mars-Oberfläche in all ihren Einzelheiten. Zunächst lieferten Teleskope und Satelliten die notwendigen Aufnahmen, längst befinden sich auf dem Roten Planeten aber auch Boden- und Luftdrohnen, die ihn in Augenschein nehmen. Die Informationen, die sie über Jahre hinweg sammeln, könnten beim späteren Bau einer Mars-Kolonie überaus nützlich sein.
Mars-Kolonie: Forscher:innen gehen wichtiges Problem an
Ein großer Teil der ersten Siedlung wird auf der Erde fertiggestellt werden. Ähnlich, wie auch Raumstationen konzipiert sind, würde sie sich aus Modulen zusammensetzen. Allerdings bräuchten Astronaut:innen, die auf dem fremden Planeten gestrandet sind, auch Möglichkeiten, selbst an ihrer Mars-Kolonie zu feilen. Die notwendigen Baustoffe sind in dieser lebensfeindlichen Umgebung jedoch rar.
Der Grund: Mond- und Mars-Erde fehlt es an Widerstandskraft und Druckfestigkeit. Ein Team aus Wissenschaftler:innen rund um Dr. Aled Roberts von der University of Manchester geht mit einem am 10. September veröffentlichten Artikel ebendieses Problem an. Menschliche Proteine und Abfallprodukte könnten ihnen zufolge einiges bewirken.
Blut und Urin: Die Kraft kommt aus dem Körper
„Wissenschaftler haben versucht, praktikable Technologien zur Herstellung von betonähnlichen Materialien auf der Marsoberfläche zu entwickeln, aber wir haben nie daran gedacht, dass die Antwort vielleicht in uns selbst liegt“, erklärt Dr. Roberts. Konkret wollen die Forscher:innen Serumalbumin, ein gängiges Protein aus Blutplasma, als Bindemittel für außerirdischen Staub verwenden, um Mars-Kolonien abzusichern.
Das daraus entstehende Material nennt das Team AstroCrete. Es verfügt laut der veröffentlichten Studie über eine Druckfestigkeit von 25 MPa (Megapascal). Herkömmlicher Beton weist eine Festigkeit von circa 20 bis 32 MPa auf.
Damit gaben sich die Wissenschaftler:innen jedoch nicht zufrieden. Durch die Zugabe von Harnstoff, ein Abfallprodukt, das sich im menschlichen Urin, Schweiß und sogar in Tränen findet, gelang es ihnen, die Druckfestigkeit um mehr als 300 Prozent zu erhöhen. Der leistungsstärkste AsroCrete, den das Team im Rahmen seiner Forschung produzierte, wies eine Festigkeit von gut 40 MPa auf.
Dauerhaftes Leben auf dem Mars
Allerdings bergen bemannte Missionen zum Roten Planeten noch viele weitere Probleme. So ist sich etwa der Astrobiologe Prof. Paul Davies sicher, dass „ohne Viren kein dauerhaftes Leben“ auf dem Mars möglich sein werde. Vor der ersten Mars-Kolonie steht außerdem die Reise. Insgesamt, also hin und zurück, dürften Astronaut:innen einer weiteren Untersuchung zufolge nicht länger als vier Jahre für ihre Mars-Mission brauchen. Dadurch würden bleibende gesundheitliche Schäden vermieden.
Quelle: Blood, sweat and tears: extraterrestrial regolith biocomposites with in vivo binders (Materials Today Bio), University of Manchester