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Im Wasser der Antarktis: Komplexe Struktur in kaum erforschter Region entdeckt

In den Gewässern der Antarktis, sind Forscher*innen auf gleich mehrere unerwartete Entdeckungen gestoßen. Darunter auch eine bisher unbekannte Schlucht auf dem Meeresboden.

Eis treibt im Wasser in eisiger Landschaft
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Die Antarktis – wer hat sie eigentlich entdeckt?

Im Jahr 1820 stieß eine russische Expedition erstmals auf Ausläufer der Antarktis. Gerade mal ein Jahr später entdeckten amerikanische Forscher ihr Festland.Doch waren sie tatsächlich die ersten Menschen, die den Kontinent erforschten? Tatsächlich scheint es, als sei sie schon lange vorher besucht worden.

Die Bellingshausensee ist ein Randgewässer des Südpolarmeers und obwohl die Prozesse und Gebiete in der Antarktis schon seit Jahrzehnten im Fokus der Wissenschaft stehen, wurde die Erkundung dieser Region bisher von der Forschung weitestgehend vernachlässigt. Nun haben Wissenschaftler*innen aus den USA dort ein unerwartetes Phänomen entdeckt. Dafür sind sie einen ungewöhnlichen Weg gegangen.

Antarktis: Unbekannte Schlucht im Meeresboden

Forscher*innen am Caltech haben Daten von autonomen Unterwasserfahrzeugen und mit Sensoren ausgestatteten Robben verwendet, um die Bellingshausensee zu erforschen. Ihre Erkenntnisse enthüllen neue Unterwassermerkmale und -strukturen und wurden vor Kurzem im Journal of Geophysical Research veröffentlicht. So haben sie unter anderem herausgefunden, dass das Schmelzwasser der antarktischen Schelfeise zu einem komplexen Netzwerk von Meeresströmungen beiträgt.

Das Team identifizierte zwei unterschiedliche Schmelzwasserpfade, die von verschiedenen Schelfeisen ausgehen. Der eine folgt der Küste und kann das Schmelzen stromabwärts gelegener Eisschelfs verstärken, indem er warmes Wasser in der Tiefe einfängt, während der andere Weg zum offenen Ozean zurückführt. „Das Bellingshausen-Meer ist keine gut erforschte Region, aber es ist der erste Ort, an dem warmes Wasser aus dem Atlantik und dem Pazifischen Ozean die Eisschelfs erreicht“, berichtet Andy Thompson, Direktor des Ronald and Maxine Linde Center for Global Environmental Science.

Interessanterweise zeigten die Robbendaten auch eine bislang unbekannte Rinne oder Schlucht im Meeresboden. Die das Forschungsteam passenderweise „Seal Trough“ nannte. Dieser ist für die Forschung von besonderem Interesse, denn unterwassertopografische Merkmale wie der Seal Trough beeinflussen die Strömungsrichtung. Ähnlich wie Schluchten auf dem Festland die Strömung von Flüssen steuern.

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Studie ist wichtiger Schritt

Die neu entdeckten Meeresströmungen liefern dabei auch neue Einblicke in den Eisverlust der Antarktis. Denn diese können erhebliche Auswirkungen auf die Schmelzgeschwindigkeit der Schelfeisflächen haben. „Früher dachten wir, Schelfeise seien isolierte Systeme, aber jetzt wissen wir, dass mehrere Schelfeise entlang der antarktischen Küste durch Strömungen verbunden sind“, erklären die Wissenschaftler*innen vom Caltech on einer offiziellen Mitteilung.

Die Kartierung dieser Schmelzwasserwege in der Antarktis sei deshalb notwendig, um den Verlust des Eises und den daraus resultierenden Anstieg des Meeresspiegels besser verstehen und vorherzusagen zu können. „Was in einem Schelfeis passiert, verändert die Prozesse in einem anderen. Um Veränderungen genau vorhersagen zu können, müssen wir den Dominoeffekt verstehen, den sie aufeinander haben“, fügt das Forschungsteam hinzu und betont, dass die neue Studie hierfür einen wichtigen Schritt darstelle.

Quelle: Caltech, „Pathways of Inter-Basin Exchange From the Bellingshausen Sea to the Amundsen Sea“ ( Journal of Geophysical Research: Oceans, 2024)

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